Atelier

Waldemar Otto

Worpswede 2024

Foto: Rüdiger Lubricht

Atelier

Waldemar Otto
Worpswede 2024
Foto: Rüdiger Lubricht

Arbeitsplatz

Waldemar Otto

Worpswede 2024

Foto: Rüdiger Lubricht

Arbeitsplatz

Waldemar Otto
Worpswede 2024
Foto: Rüdiger Lubricht

Wohnhaus

Waldemar Otto

Worpswede 2024

Wohnhaus

Waldemar Otto
Worpswede 2024

Waldemar Otto

1929-2020

Der deutsche Bildhauer Waldemar Otto ist eine wichtige Position der modernen figurativen Bildhauerei nach 1945, die er im Diskurs des Existentialismus, vertreten zum Beispiel durch Francis Bacon (1909-1992), Alberto Giacometti (1901-1966) und Alfred Hrdlicka (1928-2009), maßgeblich weiterentwickelt. Dabei stellt er die fragile Individualität des Menschen in den Mittelpunkt seines Schaffens.

Am 30. März 1929 im polnischen Petrikau geboren, wächst Waldemar Otto zunächst in Lodz und Kohlo auf, bis die Familie im Jahr 1945 zur Flucht nach Halle an der Saale gezwungen wird. Im Jahr 1948 beginnt er sein Studium der Bildhauerei unter der Direktion von Karl Hofer an der Hochschule für bildende Künste in Berlin. Dort studiert er bei Bernhard Heiliger, Gustav Seitz, Renée Sintenis und Alexander Gonda, dessen Meisterschüler er wird. Ein Stipendium des DAAD führt ihn bereits im Jahr 1954 nach Florenz, 1963 wird er für zwei Jahre Artist in Residence an der University of Notre Dame in Indiana und im Jahr 1973 wird er als Professor für Bildhauerei an die Hochschule für Gestaltung in Bremen berufen. 1976 folgt dann die Niederlassung in Worpswede, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 2020 lebt und arbeitet.

Für sein Schaffen erhält Waldemar Otto zahlreiche Preise und Ehrungen, darunter bereits im Jahr 1957 den Preis der Großen Berliner Kunstausstellung und im Jahr 1958 den Preis im Porträtwettbewerb der Freunde der Bildenden Künste in Berlin. Im Jahr 1981 wird er als Ehrengast in die Villa Massimo in Rom geladen.

Waldemar Otto vertritt eine Bildhauerei, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Mitteleuropa entwickelte und, entgegen der allgemeinen Tendenzen zur Distanzierung vom Gegenständlichen, stets von der menschlichen Gestalt ausgeht. Der Künstler differenziert sein Werk zum einen in Auftragsarbeiten, häufig Kirchenarbeiten, und zum anderen in autonome Werke. Besondere Merkmale seines Œuvres sind Übertreibungen, Verformung und das Zusammenspiel von Figur, Raum und Volumen. Diese Merkmale entwickelt er in verschiedenen Werkphasen stetig weiter.

In seiner ersten Werkphase der 1960er Jahre arbeitet Otto mit leidvoll geprägten, menschlichen Torsi, deren Gliedmaßen zumeist wie abgerissen erscheinen und die den Menschen in seiner Verletzlichkeit und inneren Zerrissenheit zeigen. Das erlittene Leid des Menschen, stets erkennbar, variiert in seinem Ausmaß. In den 1970er Jahren erweitert Otto die bis dato auf das eigene Selbst bezogene Figur dahingehend, dass er das Element Raum aktiv in sein Werk einbezieht. Als Resultat entstehen innovative Figur-Wand-Kombinationen, bei denen das Verhältnis der Figur zur Umwelt in das Werk selbst eingearbeitet wird. Zum Ende der 1970er Jahre entsteht eine Reihe von räumlich eingeschlossenen Figuren. Die in enge Kästen gezwungenen Figuren symbolisieren das Gefangensein in selbstgeschaffener oder gar auferlegter Einengung und Bedrängnis des Menschen. Eine neue Werkphase beginnt Otto in den 1980er Jahren mit monumentalen Sockeltorsi. Hier entwachsen monumental anmutende Figuren ihren Sockeln, wodurch Skulptur und Sockel miteinander verschmelzen. Innerhalb dieser Werkphase greift Otto nunmehr auch mythologische Themen wie jenes der Aphrodite oder des Hephaistos auf. Auch in den 1990er und 2000er Jahren arbeitet Otto primär mit dem menschlichen Torso. Dieser wird nun allerdings in einer stark reduzierten Körperlichkeit gezeigt. Der Herausarbeitung der plastisch-formalen Aspekte des Menschen steht nun die Behandlung der Oberfläche gegenüber. In den 2000er und 2010er Jahren erweitert er diese Vorgehensweise weiter, spielt mit glatten und glänzenden Oberflächen und fokussiert außerdem die Bewegung der reduzierten Körperform.

Neben zahlreichen Gruppenausstellungen fanden auch diverse Einzelausstellungen statt, darunter 1997 in der Eremitage in St. Petersburg und 2000 in Santiago de Chile. Eine Vielzahl seiner Werke ist auch im öffentlichen Raum zu finden, unter anderem in Bremen, Berlin, Hamburg und Hannover.

VAN HAM Art Estate kooperiert seit 2024 mit dem künstlerischen Nachlass von Waldemar Otto.

Aktuelles